Viele Unternehmen nutzen die sozialen Medien schon seit Jahren erfolgreich als Kommunikations- und Werbeplattform. Mit Social Commerce gehen sie noch einen Schritt weiter – und unterbreiten Nutzern konkrete Kaufvorschläge auf Social Media-Plattformen. So müssen ihre Kunden nicht mehr den Weg über den Online-Shop wählen oder nach Produkten suchen. Neben Zeitersparnis und Komfort setzt Social Commerce auf Personalisierung, denn die Vorschläge basieren auf dem Nutzungsverhalten der Social Media User. Patrick Hünemohr, Geschäftsführer von Greven Medien, verrät in unserer Interview-Reihe zu digitalen Trends in 2020 spannende Insights zum Thema Social Shopping.
Patrick Hünemohr im Interview zu den wichtigsten digitalen Marketing-Trends für KMU
Herr Hünemohr, was ist denn so spannend am Social Commerce?
Social Commerce heißt, dass Unternehmen ihre Produkte direkt über Social Media Plattformen verkaufen können – schnell, einfach und personalisiert, ganz ohne Zwischenkanäle oder Zwischenhändler. Alle relevanten Plattformen arbeiten verstärkt an ihren E-Commerce-Funktionen und stellen Unternehmen neue „Shoppable“-Formate zur Verfügung. Bislang waren soziale Medien primär Orte für Kommunikation und Inspiration. Das ändert sich, denn Social Media wird auch zum Verkaufskanal – und das mit umfangreichen Targeting-Möglichkeiten. Gerade deshalb ist Social Commerce für lokale kleine und mittelständische Unternehmen so relevant, denn sie können ihre Inhalte regional an eine definierte Zielgruppe ausspielen und unnötige Werbekosten und Streuverluste vermeiden. Die Plattformen werden zukünftig die gesamte Customer Journey von der Kundengewinnung über den Kauf bis hin zur Kundenbetreuung und -bindung abbilden können – und so natürlich auch die Werbewirkung umfangreicher nachweisen können.
Wie sehen diese „Shoppable-Formate“ aus und warum investieren die großen Plattformen so viel in deren Entwicklung?
Die Social Media Plattformen haben sich das Kaufverhalten der Millenials und Digital Natives – schnell, einfach, personalisiert – zu Nutzen gemacht und viele Formate und Funktionen entwickelt, die Unternehmen beim E-Commerce unterstützen. Ein sehr effektives Beispiel dafür ist die „Swipe-up“-Funktion in den Stories bei Instagram, die den User direkt zum Online-Shop weiterleitet. „Shoppable Posts“, also Posts, in denen Inhaber von Business-Konten ihre Produkte mit Preis und Produktnamen quasi etikettieren können und direkt mit ihren Shops verlinken können, sind ein weiteres wichtiges Beispiel. Darüber hinaus werden Checkout-Funktionen künftig die Möglichkeit bieten, Käufe direkt auf den Plattformen abzuschließen. Davon profitieren nicht nur die Online-Händler, sondern auch die sozialen Netzwerke. Sie müssen ihre User nicht mehr in externe Shops weiterleiten, sondern können sie noch länger auf der Plattform halten. Das erhöht die Nutzungsdauer.
Ist Social Commerce nicht eine weitere Bedrohung für den stationären Einzelhandel und insbesondere KMU?
Gerade für lokale Kleinunternehmer und stationäre Einzelhändler kann das Thema Social Commerce eine lohnende Ergänzung zum Kerngeschäft und ein echtes zweites Standbein sein. Die Social Media Plattformen – allen voran wohl Instagram – bieten schon jetzt viele hilfreiche Features für Unternehmen, die noch keinen eigenen Online-Shop besitzen. Brandaktuell zeigt sich das in der Corona-Krise: Insbesondere lokale Einzelhändler nutzen Instagram, um Umsatzeinbrüche abzufangen. Zum Beispiel mit Instagram Sales, Bestellungen per Nachrichten-Funktion oder E-Mail oder digitalen Beratungsleistungen per Video-Chat. Ein Glück, wer da bereits einen eigene Instagram-Präsenz aufgebaut hat und darauf zurückgreifen kann! Das Beispiel zeigt aber, dass sich die Nutzung digitaler Marketing Tools auszahlen kann – auch für stationäre Händler und KMU.
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